Wie ist die Streitkultur in Deutschland?

Streitkultur in Unternehmen – Warum es wichtig ist, zu streiten

Streit wird oft als etwas Negatives und Vermeidenswertes empfunden. Dabei kann ein Streit auch positive Auswirkungen haben. Das gilt nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch in Unternehmen.

Konflikte bieten Chancen

„Der Chef sitzt eh am längeren Hebel und hat das letzte Wort, deshalb bringt streiten nichts.“ ist ein Satz, der so wahrscheinlich oft zu hören ist, aber auch der Streit mit dem Chef kann sich lohnen. Konflikte bieten auch Chancen – dabei sei insbesondere die Chance auf Veränderung der Situation erwähnt. Die richtige Streitkultur ist ein Faktor für die Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit eines Unternehmens.

Die Ursachen für Streits liegen in drei verschiedenen Quellen. Da gibt es soziale Konflikte, die zwischen mehreren Personen ablaufen, innere Konflikte und strukturelle Konflikte, die durch schlecht abgestimmte Abläufe in einer Organisation entstehen.

Ganz unabhängig von der Quelle können Konflikte so weit eskalieren, dass sich die Konfliktparteien gegenseitig Schaden zufügen und der Streit – wenn überhaupt – nur noch von außen befriedet werden.

Konflikte lösen erfordert Empathie

Damit es gar nicht erst zu einer solch prekären Lage kommt, ist es wichtig, eine angemessene Streitkultur zu pflegen. Als Grundlage dafür dient die Erkenntnis, dass es verschiedene Konflikttypen gibt. Der Distanz-Typ diskutiert eher auf der Sachebene. Er arbeitet gern unabhängig und liebt die Freiheit. Der Nähe-Typ hingegen arbeitet gern im Team, ist empathisch und gibt oft Feedback. Der Dauer-Typ ist strukturiert und mag klare Hierarchien. Der Wechsel-Typ ist eher kreativ und liebt das Abenteuer.

Schon diese vier Typen zeigen, dass Kommunikation das Wichtigste bei einem Streit ist. Konstruktive Kommunikation lässt sich in der passenden Formel „SAG ES“ zusammenfassen. Das erste S steht für „die eigene Sichtweise schildern“, das A für „Auswirkungen schildern“, G für „Gefühle benennen“, E steht für das Erfragen der Sichtweise des Anderen und das zweite S schließlich für das Vereinbaren einer Schlussfolgerung. Besonders entscheidend ist das Erfragen der anderen Sichtweise. So wird Missverständnissen vorgebeugt. Bei der Schilderung der eigenen Sichtweise sollte immer in der ICH-Perspektive erzählt werden. So werden Blockaden beim Gegenüber verringert.

Wie ist die Streitkultur in Deutschland?

Auf den ersten Blick scheint die Streitkultur in Deutschland ein schwieriges Thema zu sein, aber immerhin sind 40 Prozent der Führungskräfte mit der Streitkultur in ihrem Unternehmen zufrieden. 70 Prozent der Konflikte werden auch von den Führungskräften gelöst und in 60 Prozent der Konflikte beteiligen sich die Betroffenen selbst an einer Schlichtung des Streits. Negativ fällt auf, dass 28 Prozent der Führungskräfte Konflikte verdrängen und 24 Prozent Konflikte mit einem Machtwort beenden.

Miteinander reden

Ein Streit muss also nicht immer schlecht sein. Vielmehr ist er wesentlicher Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Damit ein Streit nicht eskaliert, braucht es aber auch die richtige Streitkultur. Dabei geht es insbesondere auch darum, die Sichtweise des anderen zu erfragen.