Familienfreundlichkeit als Markenzeichen deutscher Unternehmen

Familienfreund­lichkeit als Markenzeichen deutscher Unternehmen

Ein Kind wird geboren oder ein Elternteil plötzlich pflegebedürftig – was früher einem Karriereaus gleichkam, ist heute kein Stolperstein mehr. Familienfreundlichkeit wird in immer mehr deutschen Firmen zum Leitmotiv.

Familienfreundlichkeit ist mehr als Elternzeit-Angebote

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor in aller Munde. Immer mehr junge Eltern tendieren dazu, beruflich kürzer zu treten, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Das betrifft nicht nur die Mütter: Für die im Jahr 2013 geborenen Kinder nahmen laut Statistischem Bundesamt knapp 80 Prozent der Väter die ihnen gesetzlich zustehende Mindestdauer von zwei Monaten Elternzeit in Anspruch. In manchen Bundesländern, wie zum Beispiel Bremen, pausierten die Papas sogar für durchschnittlich vier Monate.

Damit das klappt, müssen Mitarbeiter und Unternehmensführung an einem Strang ziehen. Ein sorgsam vorbereiteter Übergang in die Elternzeit ist dabei genauso wichtig, wie ein reibungsloser Wiedereinstieg. Dies kann zum Beispiel durch Weiterbildungen während der Elternzeit gewährleistet werden. Doch das allein zeichnet noch kein familienfreundliches Unternehmen aus. Durch den demographischen Wandel und der Überalterung unserer Gesellschaft pflegen auch immer mehr Fachkräfte hilfebedürftige Familienangehörige.

Flexible Arbeitszeiten und Kinderbetreuung am Arbeitsplatz

Um Konfrontationen mit dem Berufsleben oder gar Überarbeitung und Burn-Outs zu verhindern, sind individuelle Arbeitszeitmodelle das Herzstück eines familienfreundlichen Unternehmens. Besonders beliebt ist dabei das Angebot von Teil- und Gleitzeitmodellen sowie der Telearbeit im Home Office. Doch auch Arbeitszeiten im Schichtsystem sind denkbar, wenn der Angestellte sich die Pflege der Angehörigen mit jemandem teilt.

Um Familie und Job besser miteinander koordinieren zu können, ist auch die Einrichtung eines Betriebskindergartens denkbar. Doch im Jahr 2015 gab es bundesweit nur 686 Kitas dieser Art – erschreckend wenig, wenn man sich die Vielzahl der groß- und mittelständischen Unternehmen in Deutschland vor Augen führt.

Mithilfe von Staat und Stiftungen zu mehr Familienfreundlichkeit

„Familienfreundlichkeit ist mittlerweile ein harter Standort- und Wettbewerbsfaktor für Arbeitgeber in Deutschland,“ lässt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verlauten. Gemeinsam mit dem DGB und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH) wurde daher das Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ ins Leben gerufen. Das erklärte Ziel der Verbände ist es, die Familienfreundlichkeit der Unternehmen zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft zu machen. Dazu bietet das Programm neben der Vernetzung der Firmen untereinander auch Plattformen für den Austausch mit Experten und anderen Mitgliedern an. Beispiele aus der Praxis runden das Leistungsspektrum ab.

Auch die Bertelsmann-Stiftung hat die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie erkannt. Unternehmen können sich einer freiwilligen Prüfung unterziehen. Durch die Befragung aller Mitarbeiter wird die Qualität der Familienorientierung und Personalpolitik genauestens unter die Lupe genommen. Wird das Testverfahren bestanden, darf der Betrieb sich in Zukunft mit dem Qualitätssiegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ schmücken.