Unternehmerinnenumfrage 2016: Familie kein Handicap für Selbstständigkeit

Unternehmerinnen­umfrage 2016: Familie kein Handicap für Selbstständigkeit

Für viele Frauen bietet die Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit, Familie und Karriere miteinander zu vereinen. Andere Frauen wiederum hält ein eigenes Unternehmen von der Familiengründung ab.

Dies sind nur zwei Ergebnisse der jährlichen Befragung der Mitgliederinnen des Verbandes deutscher Unternehmerinne (VdU) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank. Im April wurden die Ergebnisse der Unternehmerinnenumfrage 2016 in Berlin auf einer Pressekonferenz vorgestellt. In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der langfristig angelegten Studie neben der Einschätzung der politischen und wirtschaftlichen Lage Deutschlands bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Fazit zahlreicher Medien lautet, dass Unternehmerinnen Familie und Arbeit gut unter einen Hut bringen. Kinder sind also kein Handicap für Frauen in Führungspositionen.

Eigenes Unternehmen und Familie gut vereinbar

Etwa 40 Prozent der Unternehmerinnen sind der Meinung, dass sich die Familie und das eigene Unternehmen besonders gut vereinbaren lassen. 14 Prozent der Arbeitgeberinnen gaben sogar an, dass die Gründung einer eigenen Familie der Auslöser zur Selbstständigkeit war. Jede zehnte Unternehmerin hat drei oder mehr Kinder. Insgesamt sind zwei Drittel aller Unternehmerinnen Mütter von Kindern unter 18 Jahren.

Quelle: VdU

Für jede Unternehmerin ist die Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft allerdings nicht so ganz einfach. Elf Prozent der Befragten gaben an, dass die Selbstständigkeit sie von der Familiengründung abgehalten habe. Auch in den Familien von Unternehmerinnen ist die Kinderbetreuung zum größten Teil Frauensache: 57 Prozent der Arbeitgeberinnen übernehmen die Kinderbetreuung zum überwiegenden Teil selbst. Der Partner übernimmt nur in jeder zwanzigsten Familie komplett die Kinderbetreuung.

Flexible Arbeitszeiten unterstützen Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Mehr als drei Viertel aller Unternehmerinnen setzen auf flexible Arbeitszeiten, um ihren Mitarbeitern eine Vereinbarkeit und Beruf und Familie zu ermöglichen. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hilft nicht nur den Müttern und Vätern, zufriedene Arbeitnehmer liegen im ureigensten Interesse des Unternehmens“, sagt Martina Eich-Ehren, Managing Director bei der Deutschen Bank und für die Zusammenarbeit mit dem VdU verantwortlich. „Kinder dürfen kein Grund für einen Karriereknick sein, ganz egal ob im Kleinunternehmen oder im Konzern.“

Für eine Einführung einer Regelarbeitszeit von wöchentlich 32 Stunden sieht der Mehrheit der Unternehmerinnen keinen dringenden Handlungsbedarf. „Unternehmerinnen finden jetzt bereits maßgeschneiderte Lösungen für flexible Arbeitszeiten und Home Office in ihren Betrieben. Eine gesetzlich geregelte Familienarbeitszeit widerspricht dem Gedanken der Flexibilität und wäre eine staatliche Bevormundung“, sagt VdU-Präsidentin Stefanie Bschorr.

Unternehmerinnen sehen Handlungsbedarf bei Entgeltlücke

Die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen beträgt immer noch ca. 22 Prozent und wird von 80 Prozent der Arbeitgeberinnen als kritisch angesehen. Ein Drittel der Befragten hält das in der Politik diskutierte Entgeltgleichheitsgesetz für eine geeignete Lösung des Problems. Zwei Drittel der Unternehmerinnen steht dem jedoch skeptisch gegenüber und sieht mehr Nachteile als Vorteile, z. B. den bürokratischen Aufwand oder negative Auswirkungen des Betriebsfriedens und der unternehmerischen Entscheidungsfreiheit. „Das geplante Entgeltgleichheitsgesetz ist marktfern und mittelstandsfeindlich, es führt zu erheblichem bürokratischen Aufwand ohne wesentliche Effekte auf die Lohnlücke“, so VdU-Präsidentin Bschorr. Viele Unternehmerinnen möchte Frauen stattdessen lieber für Berufe in Hochlohnbranchen gewinnen sowie eine vollzeitnahe Berufstätigkeit einen raschen Wiedereinstieg nach familienbedingten Erwerbspausen fördern.

Quelle: VdU