Büro der Zukunft

Flexibel in die Zukunft

Unbeweglich war gestern: Im Büro von morgen haben klassische Strukturen und ein starkes Hierarchie-Gefälle ausgedient. Vor allem in Puncto Mitarbeiterführung werden sich in Zukunft einige Prozesse ändern.

Freie statt feste Mitarbeiter

Immer mehr Unternehmen setzen auf Netzwerke. Das zeigt sich zum einen in der Mitarbeiterführung, denn heutzutage arbeitet ein Großteil als freie Mitarbeiter. Freelancer statt Festangestellte, in so mancher Branche wie dem Journalismus ist das seit jeher üblich. Doch auch in klassischen Sparten wie der Dienstleistung nimmt dieses Credo immer mehr zu. Das liegt daran, dass in vielen Arbeitszweigen nicht mehr langfristig geplant werden kann. Kurzfristige Projekte die meist nur bis zu zwei Jahren dauern, lösen althergebrachte Strukturen ab.

Die freie Mitarbeit hat für das Unternehmen entscheidende Vorteile. Personalkosten werden optimiert, ebenso reduzieren sich durch das Homeoffice Büromieten und die technische Infrastruktur mit ihrer kostspieligen Unterhaltung. Andererseits fällt die Mitarbeiterbindung schwer. Der Freelancer entwickelt nur schwer ein Loyalitätsgefühl dem Auftraggeber gegenüber. Schnell kann es passieren, dass er zum Konkurrenten wechselt, wenn dieser mit einem lukrativeren Angebot winkt.

Flache Hierarchien ausbauen

Doch Netzwerke lösen noch andere Neuerungen aus. So gilt die Rolle des klassischen Vorgesetzten mittlerweile als veraltet. Stattdessen kümmern sich mehrere Führungskräfte um einen Mitarbeiter-Pool und steht diesem mit Rat und Tat zur Seite.

Um trotzdem ein optimales Arbeitsklima zu schaffen, setzen immer mehr Betriebe auf sogenannte „flache Hierarchien“. Und das nicht ohne Grund: Kollegen und Chefs auf Augenhöhe begegnen, ist – neben schnellen Aufstiegsmöglichkeiten – die Hauptanforderung junger Berufseinsteiger an das Unternehmen ihrer Wahl. In Zeiten von Dauerstress, Burn-out und Heavy Workload wollen junge Fachkräfte für ihre Arbeit wertgeschätzt werden und wünschen sich ein Mitspracherecht.

Diesem kommen die Unternehmen nach, indem sie hierarchische Strukturen aufweichen. Dabei hat nicht du das förmliche Siezen ausgedient, auch regelmäßige Meetings mit allen Mitarbeitern stehen auf dem Plan. Für Führungskräfte birgt das einige Herausforderungen: Durch die niedrigere Hemmschwelle bekommt er vermehrt Ideen, Vorschläge und Anträge auf den Tisch, die es zu bearbeiten gilt. Aber auch gegenseitiges Feedback wird so direkt und ungefiltert gegeben. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, damit das Arbeitsklima nicht leidet.

Flexibilität braucht noch Starthilfe

Auch flexible Führungsmodelle können die Büroarbeit in Zukunft maßgeblich gestalten. Bis jetzt stecken diese aber vielerorts noch in den Kinderschuhen, wie das Forschungsprojekt „Flexship – Flexible Arbeitsmodelle für Führungskräfte“ zeigt. Forscher der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. (EAF) haben zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin untersucht, inwiefern flexible Arbeitsmodelle in Wirtschaftsunternehmen angeboten und von Führungskräften genutzt werden. Als Praxispartner stehen dem Projekt Konzerne wie die Deutsche Bahn, die Deutsche Post DHL, die Deutsche Telekom, aber auch die Max-Planck-Gesellschaft sowie die Leibniz-Gemeinschaft zur Seite.

Bei ihren Befragungen von Angestellten und Führungskräften stellten die Forscher fest, dass flexibles Arbeiten in vielen Organisationen zwar bereits angeboten wird, es jedoch eine starke Diskrepanz zur Annahme des Angebots gibt. Das oben bereits erwähnte Homeoffice wird beispielsweise von fast 70 Prozent der befragten Unternehmen angeboten – jedoch nur 37 von 100 Mitarbeitern nehmen diese Chance im Durchschnitt wahr. Auch Teilzeit-Arbeit wird von Firmen sehr gern angeboten. Um jungen Eltern eine optimale Mitarbeit zu ermöglichen, bieten über 80 Prozent der Unternehmen dieses Arbeitszeitmodell an. Überraschenderweise greift jedoch nur jeder siebte Mitarbeiter darauf zurück.

Die Ursachen hierfür liegen auf der Hand: Unklare Regelungen die Arbeitsmodelle betreffend, fehlende Rollenvorbilder und Angst um die Karriere verhindern eine breite Nutzung flexibler Angebote. Um diese Barrieren abzubauen, hat das Forscherteam einen Praxis-Leitfaden zusammengestellt, um Unternehmen Starthilfe für das Büro der Zukunft zu geben.