Verkaufsoffene Sonntage sorgen regelmäßig für kontroverse Diskussionen. Mehr Shopping, mehr Möglichkeiten – klingt gut? Nicht wirklich. Denn gerade in Zeiten wie diesen brauchen wir einen Tag der Erholung.
Was spricht für verkaufsoffene Sonntage?
Dank der technischen Entwicklungen sind Shops, die auch sonntags offen haben bereits Realität. Die Rede ist von einer unschätzbaren Menge an Internethändlern, die den Kunden 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen. Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund sehen darin ein Problem und fürchten eine Verödung der Innenstädte. Wer sonntags nicht einkaufen kann, nutzt das Internet, so die Befürchtung. Eine Befürchtung, die nicht von der Hand zu weisen ist. 2013 und 2014 nutzten ca. ein Drittel der Deutschen mindestens einen verkaufsoffenen Sonntag.
Viele Städte und Gemeinden überlassen das Sonntagsgeschäft Bahnhofsläden und Tankstellen. Auch hier zeigt der Zuspruch, dass ein Bedürfnis nach verkaufsoffenen Sonntagen besteht. Wer sonntags einkaufen kann, umgeht den Stress, nach der Arbeit einkaufen zu müssen.
Befürworter betonen die wirtschaftlichen Vorteile auch für den Tourismus, die sich aus einer ganzwöchigen Öffnung ergeben. Außerdem gelte die Sonntagsruhe ohnehin nicht für alle Arbeitnehmer. Ärzte, Gastronomen, Busfahrer und viele andere müssten auch am Wochenende arbeiten. Insgesamt arbeitet mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer auch sonntags.
Und was spricht dagegen?
Für Kritiker der verkaufsoffenen Sonntage soll dieser Tag ein Tag der Erholung bleiben. Es soll ein „Tag für den Menschen als Mensch“ sein. Für den Zusammenhalt einer Gesellschaft sei das Verbringen gemeinsamer Zeit wichtig. Um dies zu ermöglichen, ist der Sonntag als arbeitsfreier Tag notwendig. Nur so findet sich auch in der Familie ein gemeinsamer freier Tag.
Durch mehr verkaufsoffene Sonntage kommt es auch zunehmend zu einer Verwischung der Grenze zwischen Arbeit und Freizeit.
Jeder Mensch braucht einen Tag der Entschleunigung
Sonntage sind grundsätzlich geschützte Ruhetage und sollten es auch bleiben. Fakt ist: Jeder Mensch braucht einen Tag der Entschleunigung, denn Einkaufen ist nicht alles im Leben.
Der freie Sonntag gibt dem Leben auch einen festen Rhythmus und trennt Arbeit und Erholung. Das ist wichtig, nicht nur für Gesundheit und Glück, sondern auch, damit man nach der Pause wieder gute Arbeitsleistung abliefert. Eine Woche ohne Ende oder mit beweglichem Ende macht verlässliche Strukturen und einen gesunden Rhythmus nur schwer möglich.