Moral und Ethik im Job – Überleben im Haifischbecken

Moral und Ethik im Job – Überleben im Haifischbecken

Für viele Angestellte gleicht der Arbeitstag einem Kampf, in dem es darum geht, wer sich am besten behaupten kann. Normen und Werte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Moralisch saubere Jobs

Werte und Normen verinnerlichen wir von Kindesbeinen an. Wie sehr unsere Moralvorstellung uns prägt, merken wir oft auch bei der Berufswahl. Während einige Berufszweige als moralisch „besonders wertvoll“ angesehen werden, schneiden andere dagegen bedenklich schlecht ab.

Beim Nachdenken über „moralische“ Tätigkeiten fallen einem zunächst die ein, die sich quasi hauptberuflich mit Fragen der Ethik und Moral beschäftigen: Pfarrer, Richter, Anwälte oder Polizisten. Doch auch Pfleger, die sich um ältere, kranke oder benachteiligte Menschen kümmern, ordnen wir zu den Guten ein.

Moralisches Bauchweh dagegen bekommen wir bei Konzernen, denen ein zweifelhafter Ruf anhaftet. Schlagworte wie Tierversuche, Kinderarbeit, Rüstungsindustrie, Tabaklobby oder Umweltverschmutzung lassen uns einen Schauer über den Rücken laufen. Doch wie so oft im Leben gilt: So einfach ist es nicht.

Unterschiedliche Wertevorstellungen

Nur selten lassen sich bestimmte Berufe in „gut“ oder „schlecht“ klassifizieren. Einen Anwalt mögen wir zum Beispiel, wenn er sich für Menschenrechte einsetzt. Doch wenn er einen Konzern vertritt, der die Trinkwasserversorgung eines Schwellenlandes ausbeutet, wird er für uns zum personifizierten Bösen.

Anstatt zwischen den zwei Extrempunkten einer Skala zu schwanken, macht es bei der Beurteilung von Tätigkeitsfeldern durchaus Sinn, auf die leisen Zwischentöne zu achten. Denn sie sind es, die das Berufsbild letztlich ausmachen.

Und eigentlich spielen Ethik und Moral in jedem Beruf eine Rolle. Spontan denkt man an die in Deutschland so stark geschätzte Arbeitsmoral. Für viele Menschen ist es selbstverständlich, jeden Morgen pünktlich zu erscheinen, Aufgaben gewissenhaft zu erledigen und auch mal fünf Minuten länger dazubleiben, wenn der Chef noch ein Anliegen hat. Manche Angestellte bewerten die Arbeitsmoral jedoch etwas anders: Sie erscheinen öfter zu spät, machen mehr Kaffeepausen als Andere oder sitzen ihre acht Stunden einfach nur ab, bevor sie nach Hause gehen.

Konflikten im Betrieb vorbeugen

In dieser Divergenz zeigt sich deutlich, wie unterschiedlich Normen und Werte für jeden Einzelnen sind. Was für den Einen noch in Ordnung ist, sieht der Andere schon lange als Grenzüberschreitung. Um am Arbeitsplatz Konflikte darüber schon im Vorfeld auszubremsen, hilft eine Betriebsvereinbarung. In ihr sollten wichtige Regelungen festgehalten werden. Auch Mitarbeiterschulungen helfen, für dieses Thema zu sensibilisieren und alle auf eine Linie zu bringen. Denn dass es Betriebsgeheimnisse zu wahren gilt, wird noch den meisten klar sein. Doch dass Kopierpapier mit nach Hause nehmen tatsächlich Diebstahl ist, scheint einigen Bürokräften oft gar nicht bewusst zu sein.

Deswegen ist es immer ratsam, Unstimmigkeiten in der Firma direkt aus der Welt zu schaffen. Denn eines macht sich in immer mehr deutschen Arbeitsstätten bemerkbar: Die Ellenbogengesellschaft ist schlecht fürs Betriebsklima.

Moral als Karrierebremse

Viele Menschen gehen für ihre Karriere sprichwörtlich über Leichen. Der eigene Vorteil ist ihnen wichtiger, als gegenüber den Kollegen nett zu sein. Ihre Schmeicheleien müssen sich die Strategen ja auch schließlich für den Vorgesetzten aufheben. Dieser bekommt dann aber meist gleich die doppelte Portion ab. Oft entgeht dem Büroleiter so völlig, dass der nette Herr Meyer von Frau Schmitz und Herrn Lehmann regelrecht gehasst wird. Denn Meyer gibt die liebevoll und professionell erstellten Präsentationen seiner Kollegen gern für die eigenen aus und wird vom Chef dafür auch noch belohnt. Frau Schmitz und Herr Lehmann kochen zwar innerlich, wollen die Wahrheit jedoch auch nicht bekennen. Ihrer Meinung nach würden sie sich dann auf das Niveau von Herrn Meyer begeben – und das können die beiden einfach nicht ihren moralischen Werten vereinbaren.

Für Frau Schmitz, Herrn Lehmann und tausende Angestellte bundesweit ist die Situation schwierig, jedoch nicht aussichtslos. Denn es gibt auf der Skala zwar die zwei Pole – ausnutzen lassen oder A**** sein – doch auch wieder vielzählige Zwischenschritte. Um im Haifischbecken zwischen den anderen Mitarbeitern zu überleben, kann es hin und wieder hilfreich sein, auch mal die eigenen Ellenbogen einzusetzen. Denn es heißt, dass man einen Hai-Angriff am besten abwehrt, indem man ihm einen sanften Dämpfer verpasst. Und ein vernünftig geführter Streit hilft, die Situation zu verbessern.