Clickworking – schnell verdientes Geld oder die neue Form des Tageslohnes?

Clickworking – schnell verdientes Geld oder die neue Form des Tageslohnes?

Ganz einfach kleine Aufgaben von überall erledigen und dazu noch nebenbei Geld verdienen. Lukrativ klingende Angebote locken mehrere Clickworker in Mikrojobs.

Ein Clickworker ist nichts anderes als ein Minutenlöhner, der weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn arbeitet. Vergütet wird dabei nicht die aufgewendete Zeit, sondern die erledigte Aufgabe.

Clickworker können selbstständig entscheiden, welchen Mikroauftrag sie annehmen wollen und wann sie diesen erledigen. Ein Auftrag ist wenige Cent oder ab und an auch wenige Euro wert. Durch die Masse an erledigten Aufgaben wird Geld verdient – so zumindest die Theorie. Doch in Wahrheit befindet sich das monatliche Nebeneinkommen meist nur zwischen 50 und maximal 400 Euro.

Warum funktioniert die neue Art des Mikrojobs?

Die voranschreitende Digitalisierung und die Veränderung der Arbeitswelt machen es möglich: Bestimmte Aufgaben werden zunehmest outgesourced oder gesplittet. Crowdsourcing ist schon längst ein neuer Trend. Verkürzt gesagt wird dabei ein Projekt in einzelne Arbeitspakete zerlegt und von Externen bearbeitet.

Unternehmen vergeben zunächst einen Auftrag an eine Clickworking Firma. Diese splittet die Aufgaben dann und verteilt sie an die angemeldeten Nutzer. Der Clickworker loggt sich ein und sieht Mikroaufgaben, die er erledigen kann. Dabei erhält nicht jeder Clickworker die gleichen Aufgaben. Diese richten sich nach der Qualifikation, persönlichen Interessen, Fähigkeiten, der Bewertung im Aufnahmetest, Fleiß und Qualität des Workers. Demnach werden Aufträge für weniger gut bewertete Nutzer auch weniger bezahlt.

Die Aufgaben umfassen dabei kleine Tätigkeiten, wie beispielsweise

  • Recherchen,
  • Online-Umfragen durchführen,
  • Bewertungen schreiben,
  • Übersetzungen durchführen,
  • Qualitätskontrolle und Fehlersuche,
  • Datenbanken aktualisieren oder
  • Bildbeschreibungen und -zuordnungen.

Ein Stundenlohn über den Mindestlohn wird versprochen – aber oft nicht erreicht

Clickworker-Plattformen werben mit einem Stundenlohn ab neun Euro. Einzige Voraussetzung ist, dass viele Aufträge in der erforderlichen Qualität erledigt werden müssen. Der persönliche Stundensatz richtet sich danach, wie viele Mikroaufträge tatsächlich erledigt wurden. Umso schneller der Clickworker arbeitet, umso höher ist der Verdienst pro Stunde. Ein Mindestlohn wird dabei nie über mehrere Stunden bzw. Tage erreicht, sondern liegt hingegen weit darunter. Auch bei den Auszahlungen müssen Clickworker aufpassen und das Kleingedruckte lesen. Bei Amazon beispielsweise wird mit Gutscheinen gezahlt, bei anderen wird der Verdienst erst ab einer bestimmten Gesamtsumme ausgezahlt.

Probleme des Clickworking Ansatzes

Für Auftraggeber ist das Modell eine Lösung, um keinen Mindestlohn zahlen zu müssen und das Arbeitsrecht umgehen zu können. Teilweise werden die Aufgaben sonst von niemand anderem im Unternehmen erledigt, weil sie stupide sind. Andere Aufträge sind wiederum zu spezifisch.

Für Clickworker, vor allem für Frauen, die ihr Haushaltsgeld aufbessern wollen, während sie sich um die Familie kümmern, scheint das Modell im ersten Moment lukrativ. Doch jeder, der sich für Clickworking interessiert, sollte bedenken, dass sich Fachkräfte für wenige Cent verkaufen. Die Erledigung der Arbeit wird zudem dadurch erschwert, dass es meist wechselnde Ansprechpartner und Aufgaben gibt. Nur mit routinierten Aufträgen ist es halbwegs zu schaffen, qualitative Arbeit zu verrichten. Doch liegt der Verdienst dann immer noch unter dem Mindestlohn.

Ein weiteres Problem stellt der Kampf zwischen den Arbeitskräften dar. Wenn eine Aufgabe nicht erledigt wird, übernimmt diese jemand anderes und die Entlohnung bleibt aus. Zudem wird die Bewertung des Clickworkers herabgesetzt. Als Folge werden schlechter bezahlte Mikroaufgaben angeboten. Daraus kann ein zwanghaftes Bedürfnis entstehen, viele Aufträge erledigen zu müssen, ohne dabei auf die Arbeitszeit zu achten.

Lohndumping setzt sich weiter fort

Das Lohndumping ist schon jetzt in der Branche ein Problem. Bei Contentfirmen zum Beispiel ist die Problematik spürbar und öffentlich sichtbar. Dabei wird zugunsten des Preises auf qualitative gute Texte verzichtet. Quantität statt Qualität ist die neue Arbeitsweise, die jedoch langfristig hohe Kosten verursacht und einen Imageverlust bedeuten kann, denn die User sind wachsam und ein Shitstorm kann beginnen. Einigen Unternehmen nehmen dies billigend in Kauf und schwenken erst um, wenn es bereits zu spät ist.

Durch den Clickworking Ansatz werden hochwertige und erfahrende Dienstleister verdrängt und somit feste Arbeitsplätze abgebaut. Zudem werden Clickworker weit unter ihrem Wert bezahlt. Wir können an diesem Modell keinen guten Ansatz finden, der sich für Unternehmen und Arbeitskräfte rentiert.